Nachhaltig Wäsche waschen
Diese Nachhaltigkeitsthemen können manchmal richtig anstrengend sein. Sie betreffen all unsere Lebensbereiche. Überall lauern Verschwendung, Plastik und unnötiger Energieverbrauch. Wir müssen aber zum Glück nicht von heute auf morgen alles über den Haufen werfen und unser Leben komplett umstellen. Jeder kleine Schritt ist ein Wichtiger und viele davon sind gar nicht so anstrengend – versprochen 😊
Zwei Hauptprobleme gibt es mit unserer Wäsche:
- Energie- und Wasserverbrauch
- Rückstände von Waschmitteln und synthetischer Kleidung, die ins Abwasser und damit schlussendlich in die Umwelt gelangen
Waschprogramm und Energieverbrauch
Ich habe bis vor kurzem meist das Kurzwaschprogramm gewählt, denn je kürzer meine Waschmaschine läuft, desto weniger Energie verbrauche ich. Logisch, oder?
Naja, nicht ganz. Denn je kürzer die Wäsche läuft, desto schneller muss das Wasser aufgeheizt werden und dafür ist dann mehr Energie nötig. Um eine möglichst gute Waschleistung in kürzerer Zeit zu erbringen muss die Waschmaschine auch mehr und schnellere Umdrehungen machen, was sich ebenfalls negativ auf den Energieverbrauch auswirkt. Da das Waschmittel möglichst schnell aus der Wäsche gespült werden muss, wird zudem oft auch mehr Wasser als bei einem herkömmlichen oder einem Energiesparprogramm benötigt. Das wäre dann auch die Erklärung dafür, wieso diese Energiesparprogramme so lange dauern.
Mikroplastik aus der Kleidung
Geschätzte 60% unserer Kleidung enthalten Polyester. Diese synthetischen Mikrofasern können durch die Reibung in der Waschmaschine abbrechen und gelangen so ins Abwasser. Da Plastik in immer kleinere Teile zerfällt können diese Faserrückstände in Kläranlagen nicht zu 100% aus dem Wasser gefiltert werden und landen schlussendlich im Meer. Eine tolle Lösung dafür hat die Surfwear Marke Langbrett mit dem Guppyfriend entwickelt. Dieser Wäschesack schont einerseits wie andere Wäschesäcke die Kleidung, dass es zu weniger Faserabrissen kommt und sammelt ausserdem die Plastikrückstände in der Ecke an, wo sie einfach entfernt und danach im Abfall entsorgt werden können.
Achtung, die Säcke nicht zu stark füllen, sonst schafft es die Waschmaschine nicht ausreichend zu schleudern. Lieber mehrere Säcke verwenden. Den Guppyfriend könnt ihr übrigens hier bestellen.
Problematik Waschmittel
Viele herkömmliche Waschmittel enthalten Stoffe auf Erdölbasis, problematische Konservierungsstoffe, synthetische Polymere (Mikroplastik) oder Enzyme, die teilweise genetisch verändert sind. Das ist nicht nur aus ökologischer Sicht fragwürdig, sondern wahrscheinlich für unsere Gesundheit auch nicht das Beste. Man mag sich jetzt fragen, wieso denn solche Inhaltstoffe den Weg in ein Waschmittel finden. Das habe ich für euch recherchiert:
Tenside
Tenside sorgen dafür, dass die Oberflächenspannung des Wassers herabgesetzt wird und führen so dazu, dass nicht wasserlösliche Flecken, wie z.B. Öl, entfernt werden können. In der EU sind Tenside in Waschmitteln nur dann erlaubt, wenn sie innerhalb einer vorgegebenen Zeit vollständig biologisch abbaubar sind. Allerdings gilt ein Tensid gesetzlich bereits als „vollständig biologisch abbaubar“, wenn es nach 4 Wochen zu 60 Prozent abgebaut ist.
Aus ökologischer Sicht sind Tenside vor allem dann problematisch, wenn sie aus fossilen Rohstoffen – also Erdöl – gewonnen werden. Auch nicht besser ist es, zwar natürliche Tenside zu nützen, die aber oft aus Palmöl gewonnen werden – in den allermeisten Fällen mit nicht nachvollziehbarer Herkunft. Leider ist es für Endverbraucher oft praktisch unmöglich anhand der Angaben auf den Verpackungen nachzuvollziehen, welche Inhaltstoffe aus welchen Quellen verwendet wurden.
Tenside sind nötig, um die Waschwirkung zu erfüllen, aber je effektiver ein Tensid ist, desto grösser die Gefahr, dass dadurch auch unsere Haut gereizt wird (der Schutzmantel, der unsere Haut umgibt) und wir allergisch oder mit gereizter, trockener Haut auf die Waschmittel reagieren.
Polymere
Synthetische Polymere oder Flüssigkunststoffe sollen Verfärbungen oder Grauschleier auf der Wäsche verhindern, indem sie den gelösten Schmutz binden, so dass sich dieser nicht wieder auf der Wäsche absetzen kann. Oft sollen sie aber auch bloss die Konsistenz oder Farbe der Waschmittel verfeinern. Es handelt sich dabei um Kunststoffe, sie gelten jedoch nicht als Mikroplastik, da die Polymere vollständig gelöst sind. Es gibt sowohl natürliche, chemisch modifizierte und eben synthetische Polymere, die unterschiedlich gut biologisch abbaubar sind. Schwierig wird es dann, wenn synthetische Polymere schlecht abbaubar sind und in einen natürlichen Kreislauf gelangen. Die Auswirkungen davon sind noch nicht hinreichend wissenschaftlich untersucht, aber man geht von ähnlichen Auswirkungen wie bei Mikroplastik aus.
Enzyme
Enzyme sind Eiweissverbindungen, die die chemische Zusammensetzung der Flecken «aufsplitten» und es den Tensiden dadurch ermöglichen, diese aus den Fasern zu lösen. Je wirksamer solche Enzyme sind, desto niedriger kann die Waschtemperatur sein bei der trotzdem hartnäckige Flecken entfernt werden können. Um dies auf die Spitze zu treiben und solche Enzyme immer wirksamer zu machen, wird bei schätzungsweise 80% aller industriell hergestellten Enzyme Gentechnik eingesetzt.
Duft- und Konservierungsstoffe
Konservierungsstoffe oder auch Biozide werden hauptsächlich in Flüssigwaschmitteln verwendet, um mikrobakteriellen Befall zu verhindern. In Pulverwaschmitteln sind sie in der Regel nicht nötig. Einige Konservierungsstoffe dürfen nur in sehr geringer Konzentration verwendet werden, da sie als Gefahrenstoffe eingestuft sind.
Duftstoffe werden verwendet, um dein Eigengeruch des Waschmittels zu überdecken und um die Wäsche angenehm duften zu lassen. Oft «überduften» diese Stoffe auch Ablagerungen in der Waschmaschine, die eigentlich entfernt werden sollten. Duftstoffe und Konservierungsstoffe können die Haut reizen und Allergien verursachen.
Weichspüler
Ein Weichspüler soll die Wäsche weich machen und dafür sorgen, dass sie gut duftet. Das heisst, für den Waschvorgang ist er eigentlich komplett überflüssig und trägt nichts zu einem saubereren Ergebnis bei. Zudem enthalten gerade Weichspüler oft viele problematische Inhaltstoffe wie schwer abbaubare Tenside und Mikroplastik. Den Weichspüler am besten einfach ganz weglassen.
Wie wähle ich jetzt das richtige, «gute» Waschmittel?
Die richtige Wahl zu treffen kann oft sehr schwierig sein, denn bei Waschmitteln müssen nicht alle Inhaltsstoffe direkt auf der Verpackung gedruckt sein. Es reicht, wenn der Hersteller diese Info auf der Webseite veröffentlicht. Und selbst wenn alle Inhaltstoffe verfügbar sind, so ist doch die Herkunft nicht immer klar (stammen die Tenside z.B. aus tierischen Fetten, Erdöl oder Palmöl?) und die Bezeichnung nicht immer für uns verständlich (oder kann mir jemand spontan erklären was Carboxymethylzellulose ist?). Tendenziell sind Biowaschmittel herkömmlichen Waschmitteln vorzuziehen. Pulver sind Flüssigwaschmitteln vorzuziehen, da sie einerseits weniger oder keine Konservierungsstoffe benötigen und wegen der Verpackung – Pulverwaschmittel ist in der Regel in umweltfreundlicherem Karton verpackt, während Flüssigwaschmittel in Plastikflaschen verkauft wird.
Im Zweifelsfall kann euch die CodeCheck App helfen. Ich habe für den Blog zwei Waschmittel gescannt, die bei uns im Keller standen – ein herkömmliches Flüssigwaschmittel und ein Bio-Pulverwaschmittel:
herkömmliches Flüssigwaschmittel | Bio Pulverwaschmittel | ||
*Zusatzinfo zu den Abbildungen oben: Bei den als «sehr bedenklich» eingestuften Inhaltstoffen handelt es sich um Biozide, die das Wachstum von Mikroorganismen hemmen (Konservierungsstoff für das Flüssigwaschmittel) und ein synthetisches Polymer (Flüssigkunststoff).
Nun habe ich für euch zwei weitere Waschmittel-Alternativen getestet, die den zusätzlichen Vorteil haben, dass ihr weniger schleppen müsst:
Das Waschei oder der Waschball
Solche Produkte gibt es z.B. von Billerbeck Home Collection oder von EcoEgg oder von Rosenstein und Söhne:
Inhaltstoffe
Die Kunststoffhülle ist mit zwei verschieden Arten Kügelchen gefüllt, schwarze Turmalin Pellets (bestehen zu 100% aus Turmalin) und weisse Mineral Pellets, die aus verschiedenen Tensiden (ca.35 – 45%), Natriumcarbonat, Natriummetasilikat, Calciumcarbonat bestehen sowie teilweise Parfümstoffe. Wie die enthaltenen Tenside hergestellt wurden, konnte aus den Verpackungen und Webseiten nicht zweifelsfrei nachvollzogen werden, allerdings gibt zum Beispiel der Hersteller EccoEgg folgendes an: «Die Pellets enthalten keine Petrochemikalien, Enzyme, Bleichmittel, Phosphate, Parabene, SLS/SLES, Palmöl oder Mikroplastik. Sie werden aus einer Mischung von biologisch abbaubaren Tensiden, Stabilisatoren, Buildern und Bindemitteln hergestellt.»
Ein solches Ei inklusive der Kügelchen in der Packung reicht für ca. 140 - 210 Wäschen, je nach Produkt. Danach müssen die Kügelchen (nur die Mineralkügelchen) nachgefüllt oder ausgetauscht werden.
Wie funktioniert es?
Das Ei wird einfach mit der Wäsche in die Waschmaschine gelegt. Türe zu und Wäsche starten. Ich habe ein unparfümiertes Ei ausprobiert und bin bisher zufrieden damit. Ich werde das Ei auch in Zukunft weiternutzen, wenn auch nicht ausschliesslich. Wenn man normalerweise mit parfümierten Waschmitteln wäscht muss man sich schon etwas umgewöhnen. Allerdings hatte ich nie das Gefühl, dass die Wäsche «nicht sauber riecht». Wie gut die Waschleistung nach 100 oder mehr Wäschen ist, kann ich im Moment noch nicht beurteilen, aber was sicherlich super ist, ist dass die Verpackung nur ca. einmal im Jahr oder noch seltener anfällt.
Folgende Punkte sind zu beachten:
- Flecken sollten mit Fleckenmittel vorbehandelt werden, da die Waschleistung aufgrund der Inhaltstoffe weniger stark ist als bei herkömmlichen Waschmitteln
- Die Waschtrommel kann nicht zu stark gefüllt werden, da das Ei Bewegungsfreiheit braucht
- Wenn die Waschmaschine Ablagerungen hat oder sich irgendwo über eine gewisse Zeit Waschmittelrückstände gesammelt haben, kann es sein, dass die Wäsche muffig riecht. Das hat nichts mit dem Ei zu tun, sondern zeigt einfach an, dass die Waschmaschine gereinigt werden sollte. Ein parfümiertes Waschmittel würde diesen Geruch überdecken.
bluu Waschstreifen
Diese Waschstreifen habe ich erst vor Kurzem entdeckt und ausprobiert. Gemäss Hersteller Angaben bestehen sie aus Tensiden und Duftstoffen. Leider konnte ich bisher keine genaueren Angaben zu den Tensiden finden, also auch hier ist die Herkunft nicht ganz klar. Der Hersteller selbst gibt auf der Webseite folgendes an: «bluu ist frei von Konservierungsmittel, Palmöl, Bleichmittel, optischen Aufhellern, Stärke, Phosphaten und anderen giftigen Inhaltsstoffen.»
Wie funktioniert es?
Eine Packung enthält 60 Universal Waschstreifen, die direkt das Waschmittel enthalten. Der Streifen (oder bei stark verschmutzter Wäsche 2 Streifen) wird direkt auf die Wäsche in die Trommel gelegt und los geht’s.
Die Streifen, bzw. die ganze Box duften sehr stark, das ist allenfalls etwas gewöhnungsbedürftig. Die Wäsche riecht allerdings sehr viel dezenter und angenehm, wenn sie aus der Maschine kommt. Mit der Waschleistung bin ich zufrieden (ich bin wahrscheinlich diesbezüglich keine sehr anspruchsvolle Kundin) und die Anwendung ist superleicht. Grosser Mehrwert ist auch hier die Verpackung, die aus recyceltem Karton besteht und mit 60 Streifen für 60 Wäschen sehr viel mehr Inhalt bringt als zum Beispiel eine Pulverwaschmittelbox.
Beide Produkte gibt es bei Circle Shop oder die Waschstreifen auch direkt beim Hersteller.
Wäsche trocknen
Zu guter Letzt muss die Wäsche auch noch trocken werden. Am besten geht das an der frischen Luft, das spart einerseits Energie, wenn man den Trockner nicht laufen lässt und schont zudem das Gewebe der Kleidung. Die Sonne ist übrigens ein natürliches und sehr effektives Bleichmittel, das gegen viele Flecken hilft. Um die Farben der bunten Kleidungsstücke zu schonen, hängt man diese aber lieber in den Schatten.
Ui, das war viel! Geht das auch noch in Kurz? Ja klar, hier nochmals das Wichtigste zusammengefasst:
- Lieber Pulver als Flüssigwaschmittel nützen
- Wenn möglich Biowaschmittel oder andere Alternativen wählen
- Keinen Weichspüler verwenden
- Synthetische Kleidung im Guppyfriend Wäschesäckli waschen
- Energiesparprogramm wählen
- Trocknen an der frischen Luft
Muss auch nicht alles auf einmal sein. Einfach anfangen und den ersten Schritt machen! In diesem Sinne euch allen einen sauberen Tag!
Quellen und weiterführende Informationen:
- Umweltnetz Schweiz zum Thema Enzyme in Waschmitteln
- Magazin Smarticular zum Thema Tenside in Waschmitteln
- Magazin Smarticular zum Thema gefährliche Inhaltstoffe in Reinigungsmittel
- Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW) zum Thema Tenside
- Global2000 Waschmitteltest
- Gegendarstellung IKW zum Global2000 Waschmitteltest
- Magazin Utopia über Waschmittel Inhaltstoffe